Kaum ein Nahrungsergänzungsmittel wurde so oft untersucht wie das Proteinpulver.
Wofür brauchen wir denn überhaupt Eiweiß?
Eiweiß übernimmt im Körper eine Vielzahl von Funktionen:
- Verteidigung gegen Mikroorganismen
- Aufbau von Körperstrukturen
- Transport- und Signalfunktionen im Stoffwechsel
- Uvm.
Gerade der Aufbau von Körperstrukturen (z. B. Muskelmasse) dürfte für die meisten von Bedeutung sein.
Die Zugabe von Eiweiß kurbelt die körpereigene Proteinsynthese und somit das Muskelwachstum an.
Wie im ersten Teil bereits erwähnt, sollte der Fokus auf einer ausgewogenen Ernährung liegen.
Nichtsdestotrotz können Eiweiß-Konzentrate ein ideales Mittel zur Aufstockung des Proteinkonsums darstellen.
Der Vorteil liegt in der leichten Transport- und Lagerfähigkeit, der einfachen Zubereitung und dem hohen Reinheitsgrad der Konzentrate.
Ich kenne niemanden, der sich ein Stück Steak einpackt und damit zum Fitnessstudio geht, um es unmittelbar nach dem Training zu verdrücken.
Es ist einfach zu unpraktisch. Anders dagegen der Protein-Shake.
Ein Eiweiß-Shake direkt nach dem Training, gefolgt von einer ausgewogenen Mahlzeit innerhalb von einer Stunde, kann das Muskelwachstum deutlich maximieren.
Eiweiß-Konzentrate werden in unterschiedlichen Formen und Bezeichnungen angeboten, wie zum Beispiel Whey-Protein, Casein- oder Mehrkomponenten-Konzentrate.
Diese unterscheiden sich in ihrer chemischen Zusammensetzung und den daraus resultierenden Eigenschaften.
Im Folgenden werde ich auf die Whey-, Casein- und Mehrkomponenten-Konzentrate und deren Unterschiede eingehen.
Whey-Konzentrat
Molkenprotein (=Wheyprotein), das auch Milchserumprotein genannt wird, bildet mit Kasein die Bestandteile der Milchproteine.
Molke enthält die Vitamine B1, B2, B6 sowie Kalium, Kalzium und Phosphor.
Whey-Protein unterscheidet sich vom Casein-Protein durch die Löslichkeit und die Freisetzungsgeschwindigkeit der Aminosäuren (Bausteine des Proteins).
In anderen Worten: Whey-Produkte lösen sich im Magen schnell auf und gelangen über den Blutkreislauf an ihren Bestimmungsort.
Kasein-Konzentrat
Kasein ist der andere Bestandteil des Milchproteins. Aufgrund der langsamen Verdaulichkeit werden Kasein-Konzentrate gerne vor dem zu Bett gehen eingesetzt.
Dadurch wird über die Nacht eine kontinuierliche Freigabe von Aminosäuren in den Blutkreislauf gewährleistet.
Zum Vergleich: Whey-Protein ist bereits nach 3 Stunden verdaut, während bei Kasein die Verdauung bis zu 8 Stunden dauern kann.
Woran liegt das?
Ursprünglich wurde diese Eigenschaft durch die Gelbildung erklärt.
Kasein gerinnt im Magen und bildet ein dickes Gel, wogegen Wheyprotein eine gute Löslichkeit vorweisen kann.
Einige Untersuchungen deuten allerdings auf eine andere Ursache hin.
So entstehen bei der Verdauung von Kasein bestimmte Peptide (=Kette von Aminosäuren, die auch als kleine Proteine bezeichnet werden), die sich an die Opiatrezeptoren im Verdauungstrakt anbinden und die Darmperistaltik (=willkürliche Eigenbeweglichkeit des Darms) hemmen und dadurch die Verdauungsgeschwindigkeit reduzieren.
In einem Versuch wurden diese Opiatrezeptoren durch spezielle Stoffe blockiert, wodurch das Kasein dann mit einer Whey ähnlichen Geschwindigkeit verdaut wurde.
Im Gegenzug wurde das Wheyprotein mit den oben genannten Peptiden vermischt, wodurch die Verdauungsgeschwindigkeit des Wheyproteins reduziert wurde.
Mehrkomponenten-Konzentrate
Mehrkomponenten-Protein zeichnet sich durch die Kombination von schnell verdaulichem Wheyprotein und langsam verdaulichem Kaseinprotein aus.
Der Gedanke bei diesen Mehrkomponenten-Konzentraten ist der Folgende:
Durch die Kombination von Whey und Kasein, soll eine stetige und andauernde Aminosäuren-Freisetzung gewährleistet werden.
Betrachtet man allerdings die oben erwähnten Resultate der neusten Forschung, so kann man davon ausgehen, dass die Aminosäuren-Freisetzung des Wheyproteins ebenfalls durch die Peptide des Kaseinproteins verlangsamt wird.
Wer also auf eine schnelle Aminosäuren-Freisetzung angewiesen ist, sollte auf reines Whey zurückgreifen.
Nichtsdestotrotz können Mehrkomponenten-Konzentrate durch die lang anhaltende Wirkung, gerade zwischen den Mahlzeiten, von Vorteil sein.
Was der Bauer nicht kennt…
Nahrungsergänzungsmitteln werden in der Regel, kritisch betrachtet. Die Pillen und das Pulver erzeugen oft einen künstlichen Eindruck.
Diese Skepsis ist gerechtfertigt, denn nur zu selten wissen wir um die Herstellung solcher Erzeugnisse.
Ich persönlich war aber schon immer ein Fan von Supplements, weshalb ich meine Bachelor-Arbeit diesem Thema widmete und mich mit dem Herstellungsprozess von Eiweißkonzentraten auseinandergesetzt habe.
Ich möchte Dir in diesem Abschnitt den Produktionsprozess näher bringen, um Dir die „Angst“ vor dem Unbekannten etwas zu nehmen.
Denn gerade Eiweiß-Konzentrate, können bei richtiger Anwendung sehr nützlich sein, weshalb sie sogar in Krankenhäusern eingesetzt werden.
Der Produktionsprozess
Whey (oder auch die Molken) ist im Grunde ein hochwertiges Nebenprodukt, das bei der Käseherstellung als Restflüssigkeit entsteht.
Es besteht zu 94% aus Wasser, 4-5% aus Laktose (Milchzucker) und nur zu 0,6-1% aus dem eigentlichen Molkenprotein.
Um auf das reine und konzentrierte Proteinpulver zu kommen, bedarf es einiger Arbeitsschritte (Auszug aus meiner Bachelorarbeit):
Molkenproteine, die durch Membranfiltrationssysteme gewonnen wurden, besitzen vorteilhafte funktionelle Eigenschaften, die sich positiv auf die Löslichkeit, Emulsionsbildung oder Schaumbildung auswirken.
Molkenproteinkonzentrat (WPC) sind Proteinkonzentrate in Pulverform, die durch Trocknungsverfahren produziert werden. Als Ausgangsbasis dient das Retentat, also das Konzentrat der ultrafiltrierten Molke. Der Proteingehalt, der in Protein in der Trockenmasse in Prozent berechnet wird, variiert zwischen 35 und 85 Prozent. Für ein Proteinkonzentrat mit einem Proteingehalt von 35% muss die Molke zuvor auf ein Trockenmassegehalt von ca. 9% aufkonzentriert werden. Einhundert Kilogramm Molke würde hierbei in 17 kg Retentat und 83 kg Permeat resultieren. Für ein Proteinkonzentrat mit 85% Proteingehalt, muss die Molke zunächst auf ein Gehalt von 25% Trockenmassen konzentriert werden. Dies stellt das 20- bis 30-fache der Ausgangsmasse dar. Dieser Wert gilt hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit als maximaler Wert und wird durch direkte Ultrafiltration erreicht. Im Anschluss an die Ultrafiltration erfolgt die sogenannte Diafiltration, bei dem Wasser im Verlauf des Filtrationsvorgangs zugemischt wird um niedrigmolekulare Bestandteile wie Laktose und Mineralstoffe auszuwaschen. Dies ermöglicht eine Erhöhung der Proteinkonzentration in Relation zur Gesamttrockenmasse.
Die Prozessabfolge startet mit der Förderung der Molke und des Molkenretentates zur Ultrafiltrationsanlage, bei der so gleich das Permeat abgefiltert und in einen Permeatsammeltank überführt wird. Auf dem Weg von der Ultrafiltrationsanlage bis zum Eindampfer, wird die Molke in einem Puffertank für das Molkenretentat zwischengelagert. Nach dem der Eindampfer passiert wurde, wird das eingedampfte Retentat in einem Trockner getrocknet und schließlich abgesackt.
Sollte eine fettärmere Variante des Molkenproteinkonzentrates benötigt werden, lässt sich der Fettgehalt eines Pulvers mit 80-85% Proteingehalt von 7,2% auf 0,4% reduzieren. Dazu wird das Molkenretentat nach der ersten Ultrafiltration unmittelbar durch eine Mikrofiltrationsanlage gefördert. Die Mikrofiltration ermöglicht eine Konzentration der Fetthüllensubstanzen sowie der meisten Bakterien des Retentates. Diese werden weiter gesammelt und können anschließend separat weiterverarbeitet werden. Das entfettete Molkenkonzentrat durchläuft nach der Mikrofiltration eine weitere Ultrafiltrationsanlage, bei der das Permeat weiter konzentriert werden kann. In dieser zweiten Ultrafiltrationsanlage wird zusätzlich eine Diafiltration zwischengeschaltet. Das Molkenproteinkonzentrat durchläuft zunächst ein Pasteur, wo es erhitzt wird und anschließend den Molkenrahmseparator erreicht. Hier wird möglichst viel Fett bzw. 25-30%iger Rahm von dem Molkenkonzentrat separiert. Im Anschluss wird die entfettete Molke entweder auf < 10°C gekühlt, oder auf 55-60°C erhitzt und in Zwischentanks mit einer Heißhaltezeit gefördert. Demnach werden Ultrafiltrationsprozesse auch nach Kalt- oder Warmultrafiltrationsprozessen differenziert. In der ersten Ultrafiltrationsanlage findet eine dreifache Vorkonzentrierung statt, wonach das Permeat, nachdem es gekühlt wurde in ein Sammeltank und das Retentat zur Mikrofiltrationsanlage gepumpt wird. Das Retentat wird mit dem größten Anteil an Fett und Bakterien nach der Mikrofiltration getrennt aufgefangen. Das entfettet Molkenproteinkonzentrat hingegen wird in eine zweite Ultrafiltrationsanlage gepumpt. Anschließend wird das Molkenproteinkonzentrat mit 20-25% und einem maximalen Wassergehalt von 5% sprühgetrocknet und abgesackt.
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